Im östlichen Teil Deutschlands wollte die seltene Pferderasse der Lewitzer Ponys kaum jemand mehr haben - Gesucht und gefunden wurde deshalb die:

 Neue Heimat auf

dem Hunsrück

 

Auf dem Lindenhof stehen 70 von insgesamt nur 300 Tieren

Von Thomas Link

Kennen Sie die Lewitz? Nicht? Macht nichts! Denn auch Bewohner des Landstrichs südlich von Schwerin, genauer von Neustadt-Glewe, könnten den Hunsrück nicht kennen. Dennoch ist unsere Heimat mit der Lewitz eng verwoben: über eine seltene Pferderasse.

In der früheren DDR gab es keine privaten Pferde. Hobbyzüchter mußten ihre Tiere an den Staat abgeben, sobald sie eine bestimmte Größe erreichten. Nur kleine Pferde durften beim Besitzer bleiben, allerdings gab's für diese dann auch keinen Hafer.

Dennoch hatten die Menschen des Landstrichs ihren Spaß an den Vierbeinern, nutzten sie vor dem Pflug, vor der Kutsche, bei der Waldarbeit und natürlich zum Reiten und Springen. Nichts lag da näher, als eine neue und kleine Pferderasse zu erfinden", die das Geforderte konnte, dazu genügsam, robust und einfach zu halten war.

 

Ausgangspunkt der Zucht waren Anfang der 50er Jahre Ponys, die durch das Einkreuzen von Groß-Pferden wie dem Trakehner veredelt" wurden. Weitergezüchtet wurde mit Vorliebe mit gescheckten Ponys, weil diese seinerzeit als kranke" Tiere galten, an denen der Staat erst recht kein Interesse hatte:                     Der Lewitzer Schecke" war geboren.

Im Jahr 1971 wurde zwangsweise um die entstandene Lewitzer-Zucht ein Volkseigener Betrieb (VEB) gegründet, ab 1976 dann ein Zuchtbuch geführt. Viele der Lewitzer gingen in den Ostblock und dort vermutlich zum Metzger. Nach Deutschland-West bzw. Bayern kamen die ersten dieser Ponys 1988 als Beiladung zu Schlachtrindern, deren Schicksal den Lewitzern aber erspart blieb.

Nach dem Zusammenbruch der DDR erwarb Paul Schockemöhle den VEB. Allerdings nur, weil er Interesse an den dort ebenfalls gezogenen Warmblütern hatte. Die Ponys waren für den Reitsport-Prominenten Beiwerk, das Geld kostete.

Hier kommt die Familie Hoffmann vom zwischen Buch und Mörsdorf gelegenen Lindenhof ins Spiel. Wie viele Mädchen löcherte Susanne Hoffmann schon als fünfjährige ihre Eltern, wollte ein Pony. 1973 gaben Vater und Mutter nach, brachten aber statt des erwünschten Ponys einen Araber mit.

Die Tochter quengelte weiter; nach drei Wochen war auch das Pony auf dem Hof, der allerdings noch im Odenwald lag. Irgendwann ritt die ganze Familie und entsprechend groß war die Pony-Pferdezahl; ein anderer Bauernhof mußte her, den man vor 13 Jahren mit dem Linderhof fand.

Der ohnehin schon zu groß gewordenen Hobbyzucht fehlte ein Hengst. Den holte man sich - zuvor hatte man einen der 1988 nach Bayern gekommenen Lewitzer gesehen - direkt aus dem ehemaligen VEB. Dieses Tier überzeugte die Hoffmanns derart von den Vorteilen dieser Rasse, daß zunächst alle bayrischen Lewitzer aufgekauft wurden. Und als Paul Schockemöhle viele seiner Ponys los werden wollte, wurden diese ebenfalls erworben.

Heute tummeln sich neben rund 30 Pferden anderer Rassen an die 40 erwachsene Lewitzer, darunter vier gekörte und zwei junge Hengste, auf dem Lindenhof. Allerdings ist diese Zahl recht ungenau. Denn in den vergangenen Wochen kamen die Fohlen zur Welt - gut 20 Stück, wobei noch ein paar Nachzügler erwartet werden.

Weltweit gibt es übrigens nur 300 der Lewitzer; in ihrer ursprünglichen Heimat gibt es nur noch wenige. Selbst Paul Schockemöhle besitzt nur noch sechs Stuten und zwei Hengste. Vom Lindenhof kann man also durchaus behaupten, daß dort die größte Lewitzer-Herde überhaupt steht und zur neuen Heimat dieser Rasse wurde. Daß die Lewitzer deshalb einmal in Hunsrücker umbenannt werden, ist zu bezweifeln.

 

Weiße Flecken

Die Lewitzer weisen sich durch einen edlen, feinen Kopf aus, der auf einem gut gebogenen und bemuskelten Hals sitzt. Zum kräftigen Körperbau mit korrekt stehenden Gelenken gehört auch die mäßig geneigte Kruppe.

Es ist ein nervenstarkes Quadratpferd, wie es sich Freizeitreiter wünschen. Die geringe Körpergröße von 125 und 150 Zentimetern steht dem Einsatz im Gelände nicht entgegen; ob geritten, gefahren, vor dem Pflug oder bei der Waldarbeit.

Die auf Genügsamkeit gezüchteten Lewitzer gibt es in nahezu allen Grundfarben, meist braun oder schwarz; allerdings haben sie immer weiße Flecken. Tiere dieser Rasse ohne Flecken werden als Deutsches Reitpony gehandelt.

Ausgesprochen menschenfreundlich und duldsam sind die Lewitzer Pferde: Der jüngste Hoffmann-Sproß beweist es geradeauf dem obersten Bild. An die 70 Lewitzer fanden aus dem Osten Deutschlands kommend auf dem Hunsrück eine neue Heimat.

Die "Hobbyzucht" der Familie Hoffmann besitzt damit die größte Herde dieser Pferderasse. Das Wort Hobby" ist allerdings untertrieben. Denn drei Personen verbringen ihr Tagwerk mit ihnen, auch wenn die Lewitzer ausschließlich in Offenställen und auf acht Hekar Weideland am Lindenhof gehalten werden. Hauptberuflich sind die Hoffmanns in der Landschaftspflege tätig.

Fotos: Thomas Link

                           

                           Die Homepage der Familie Hoffmann: www.gestuet-lindenhof.de

                           Hier noch ein paar Web-Adressen zur Info:

                            www.lewitzer.de
                            www.lewitzschecken.de
                            www.lewitzerfreunde.de
                            www.lewitzer.de.vu

Interessenten erhalten zusätzliche Informationen beim

Lewitzerscheckenverein

c/o Dorothea Schörfke

Siedlung 5

19357 Klein Warnow

Homepage

(update: Januar 1997)