Der Reiterverein -

ein enormer Wirtschaftsfaktor   

Von Thomas Link

Was 1987 in der kleinen Gemeinde Rehborn mit der Privatinitiative von Hans-Dieter Leitermann begann, entwickelte sich für die Region zu einem Gewinn für die Umwelt und zu einem enormen Wirtschaftsfaktor! Als sich vom Leitermann´schen Reitstall ausgehend der Reiterverein Rehborn gründete, gab es in der Gemeinde - abgesehen von denen des Reitstalls - höchstens drei Pferde. Auch in den umliegenden Orten wie Lettweiler oder gar in der Stadt Meisenheim waren es nicht bzw. kaum mehr.

Heute stehen allein in Rehborn (aus der Leitermann´schen Anlage wurde die der Familie Nimes) mehr als 20 Pferde. In Lettweiler entstand der Reitstall Mader mit annähernd 40 Pferden, in der Nähe auf dem Neudorferhof von Helga Zerger sind es gut 50 Tiere. Auch auf dem Meisenheimer Hof Wieseck der Familie Gravius sind es etwa 30 Pferde. Hinzu kommen etliche Pferde, die privat gehalten werden. Insgesamt kann man von knapp 200 Pferden in und in den umliegenden Gemeinden von Rehborn ausgehen. Zwar kann sich der Reiterverein lange nicht alle Pferde an seine Fahnen heften, auch sind natürlich nicht alle Pferdebesitzer Mitglied des Vereins - doch die Anfänge und der Aufschwung in der Pferdehaltung gehen auf Hans-Dieter Leitermann und die Aktivitäten des Vereins zurück.

Was bedeuten 200 Pferde für die Region? Rechnet man, daß man für die Ernährung eines Pferdes pro Jahr ein Hektar Weide bzw. gutes Ackerland (für Kraftfutter wie Hafer) benötigt, werden mehr als 200 Hektar nicht stillgelegt, sondern weiter bewirtschaftet. Es ist zu bedenken, daß die Böden der Region (abgesehen vom eigentlichen Glantal) nicht die besten sind; daher ist davon auszugehen, daß für die Pferde sogar 300 Hektar genutzt werden - eine riesige Fläche, die nicht brachliegt, versteppt, verbuscht und das Aussehen, die Fauna und Flora unserer Region nachteilig ändern würde, wie es leider an den ungenutzten Weinbergen zu sehen ist.

Pferde und Umwelt

Im Gegenteil: Die Pferdehaltung verbessert sogar die Umweltbedingungen. Oberhalb des Reitgeländes gibt es eine versteckt liegende Weide, die sich vom Bachlauf den Hang hinaufzieht. Jahrelang wurde dieses Gelände ein- oder zweimal jährlich von Schafen beweidet. Dennoch verbuschte das Gelände immer mehr mit Brombeerhecken. Als sich ein Pferdehalter des Geländes annahm, wurden die Brombeeren in Handarbeit weitgehend entfernt, ein paar Streuobst-Bäume freigestellt, Steinstücke zu einem großem Haufen aufgesetzt.

Auf Pferdeweiden dürfen auch Disteln wachsen - die Bienen freut´s. Foto: Link

Die zwei bis vier Pferde beweiden das Gelände in der Sommerzeit für etwa zwei Monate pro Jahr. In der anderen Zeit ist das Gelände sich selbst überlassen. Da die Pferdeäpfel konsequent abgesammelt werden, wird der Boden auch nicht überdüngt. Der Erfolg für die Umwelt stellte sich schon im zweiten Jahr dieser extensiven Nutzung ein: Auf der gesamten Fläche wuchsen auf einmal verschiedene Arten von Knabenkräutern. Vorher waren diese einheimischen und seltenen Orchideenarten auf dem Gelände nicht zu finden. Auf dem Steinhaufen wärmen sich bei Sonnenschein stets Eidechsen, einmal wurde sogar eine Äskulapnatter beobachtet.

Pferde und Wirtschaft

Der andere Aspekt der Rechnung: Jeder der Pferdebesitzer, der sein Pferd auf dem Hof eines Nebenerwerbslandwirtes hält, gibt für die Miete durchschnittlich 150,- Euro pro Monat aus. Auf die 140 Pferde der drei großen Höfe gerechnet, ergibt allein das einen Jahresbetrag von 252.000 Euro - ein unglaublich hoher Betrag!

Hinzu kommen natürlich die Ausgaben aller Pferdebesitzer der Region für den Tierarzt, für Versicherungen, Reitzubehör, Pachten, Fahrzeuge (Traktoren und anderes landwirtschaftliches Gerät), Steuern und vieles mehr bis hin zum Pferdehänger und dem deshalb notwendigen, größeren Auto, das diesen Hänger samt Pferden auch ziehen kann.

So gerechnet, beziffern sich die monatlichen Ausgaben pro Pferd auf mindestens 250,- Euro. Das ergibt, wenn man die Gesamtzahl von ca. 200 Pferden in und rund um Rehborn berücksichtigt, den bedeutenden Wirtschaftsfaktor von 600.000 Euro pro Jahr!

Nicht vergessen werden darf, was die Reiterhöfe investiert haben, weil der Reiterverein bislang auf die baureif geplante, eigene Reithalle verzichtet hat: neben der Rehborner Lettermann´schen Anlage mit  ihrer kleinen Halle wurden zunächst auf dem Neudorferhof, dann in Meisenheim und schließlich in Lettweiler Reithallen und Ställe gebaut - was diese Anlagen gekostet haben, ist leider nicht bekannt. 750.000 Euro dürfte kaum zu hoch gegriffen sein. Diese Anlagen brachten auch dem heimischen Handwerk Lohn und Brot...

 

Wer Pferde in Eigenregie hält, der braucht landwirtschaftliche Fahrzeuge, deren Kauf und Unterhalt Geld kostet, das wiederum der heimischen Wirtschaft zugute kommt. Im Bild ein aufwändig restaurierter, luftgekühlter "Fahr"-Traktor, mit elf Pferdestärken, Baujahr 1954.   Foto: Link

Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine andere Sportart auch für die (Noch)-Nicht-Reiter solche Vorteile für die Allgemeinheit bringt - also freuen Sie sich, wenn Sie auf den Straßen und Wegen in und rund um Rehborn (und anderswo) häufiger Pferdeäpfel finden! 

      

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Update: Dezember 2001