Für harte Männer...

... und noch härtere Frauen ist das Distanzreiten der richtige Sport. Schon vor Jahrhunderten gab es Melde- und Postreiter, die schnellstmöglich von einem Ort zum anderen Nachrichten überbringen mußten. Daraus entwickelte sich das Rennreiten im Gelände. Das Wohl des Pferdes steht hierbei im Vordergrund, wird es doch mehrfach vom Tierarzt und in sogenannten Radarfallen untersucht. Kleinste Verstöße gegen den Schutz des Sportkameraden werden mit sofortigem Ausschluß vom Turnier geahndet. So erlebte ich meinen ersten Distanzritt:

Das Turnier der Rennreiter in Löllbach begann mit der Voruntersuchung durch einen Tierarzt und mit einem Pferdetritt auf einen Fuß - meinen Fuß. Der schwoll nach der stürmischen Begrüßung in den Stiefeln sofort dick an. Dennoch ließ ich mich von meinen beiden Mitreitern zur Teilnahme überreden. So starteten wir früh morgens, bei hervorragendem Wetter und mit trainierten Pferden.

Vom Abritt weg ging's ständig im Trab voran auf der markierten Strecke. Den einen Berg hinauf, über die Höhe und auf der anderen Seite wieder hinunter. In den Steigungen sprangen meine Teamkameraden meist vom Pferd, joggten keuchend neben ihren Tieren her. Wegen meines Fußes dachte ich für mich, "vier Beine sind schneller als sechs!" und blieb auf meinem Roß. Nach einem weiteren steilen Bergauf ahnten wir die Radarstelle und legten erstmals ein ganz gemächliches Schritt-Tempo ein.

Tatsächlich! Da war die Falle, in der die Tiere auf ihre Puls- und Atemwerte untersucht wurden. Nach der kurzen Zwangspause ritten wir um so schneller weiter, denn unsere Sportkameraden erwiesen sich als überaus fit. Stellenweise übernahm ich auf der mit Kalk gezeichneten Spur die Vorreiter-Rolle, scheuchte meine Stute dabei an allerlei Hindernissen vorbei.

Schließlich erreichten wir wieder den Reitplatz, auf dem die Pferde untersucht und die übliche Halbzeitpause eingelegt wurde. Endlich konnte ich meinen dicken Fuß versorgen; das kühle Wasser war eine Wohltat. Nach 20 Minuten starteten wir zum zweiten Teil des Distanzrittes, kamen ohne Probleme durch die obligatorische Radarfalle. Zurück am Platz hieß es warten. Zwei Stunden nach dem Ritt kam die abschließende Untersuchung, die unsere Tiere ebenfalls ohne Hürde nahmen.

Derweil wurden im Löllbacher Rechenzentrum die Zeiten für den 22-Kilometer-Ritt und die Atemwerte der Tiere verglichen. Wir hatten für die Distanz knapp mehr als zwei Stunden benötigt, während der Spitzenreiter 69 Minuten brauchte. Dennoch waren wir auf unsere Teilnahme stolz.

Humpelnd auf meinem dicken Fuß - den ich noch abends im Krankenhaus behandeln lassen mußte - konnte ich bei der Siegerehrung immerhin noch eine Urkunde entgegennehmen. Unserem Team hatte der Distanzritt so viel Spaß gemacht, daß wir das Ausrichten eines solchen Turniers in Rehborn vorschlugen. Seitdem gibt's auch in unserem Verein jährlich den traditionsreichen Ritt mit Distanzen von etwa 40 Kilometern Länge.     Diana Mowitz

 

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