Pilot hielt im Sturzflug auf Reitergruppe zu Zwei Erwachsene und drei Kinder wurden durch Flugmanöver bedroht Wie in Alfred Hitchcocks spannendem Thriller „Der unsichtbare Dritte" ging's an einem Donnerstag nachmittag im Juli 1997 auf einem Feldweg bei Kümbdchen im Hunsrück zu: Ein einmotoriges Privatflugzeug setzte viermal im Sturzflug zum „Angriff" auf eine kleine Reitergruppe an. Zum Lachen war den fünf Reiterinnen dabei aber überhaupt nicht zumute. Wie Schauspieler Cary Grant im Hollywood-Streifen, so suchten auch die fünf Pferdefreunde völlig verwirrt Schutz vor dem „verrückten" Flieger: Sie stiegen ab und bildeten einen engen Kreis, damit ihnen die Pferde nicht durchgingen. „Beim ersten Mal war er noch nicht so tief, da blieben wir auf unseren Pferden sitzen. Aber danach kam er im Sturzflug auf unsere Gruppe zu, ließ den Motor noch mal richtig aufheulen und verschwand dann hinter einem Hügel – der ist bestimmt nicht höher als zehn Meter über unsere Köpfe hinweg geflogen", berichtet Silvia Brand aus Oberhausen, Zum zweiten Mal macht sie mit ihren beiden Kindern einen Reiterurlaub in der Dilligs-Mühle bei Kümbdchen. „Unsere Reitlehrerin stellte sich sofort ihrem Pferd und dem Handpferd, das sie an der Leine führte, vor die ganze Gruppe und schrie nur: Absitzen, absitzen", erinnert sie sich. Zwei Erwachsene und drei Kinder waren an diesem Nachmittag unterwegs. Ein elfjähriges Mädchen aus dem Nachbarort erlitt dabei einen Schock. „Sie wurde kreidebleich und heulte - auch noch Stunden später, als sie wieder zu Hause war", sagt Reitlehrerin Maria Othmer. Bei den Attacken der kleinen Propellermaschine scheuten Pferde zwar, doch niemand wurde verletzt. „Ich habe jetzt richtig Angst", gesteht Maria Othmer. „Wir waren diesmal zum Glück nur eine kleine Gruppe, aber häufig reiten wir mit acht bis zehn Kindern aus - ob die Pferde dann zu halten gewesen wären, weiß ich nicht." Doch die beiden Tiefflüge reichten dem fragwürdigen Flugakrobaten anscheinend nicht. Die Reiterinnen suchten zu Fuß nach einem sicheren Ort, als der Pilot zum dritten Mal auf sie zuflog. An einer nahegelegenen Straße hielten sie vorbeifahrende Autos an. „Die schienen den Piloten zu kennen, deshalb wollte uns erst keiner beistehen", vermutet Silvia Brand. Als das Flugzeug dann noch mal knapp über die Gruppe „hinwegdonnerte", bot sich ein junger Autofahrer als Zeuge an. Die Reitlehrerin reagierte schnell: „Ich habe zu allen gesagt, merkt Euch die Nummer der Maschine." Dabei muß der Pilot den „Menschen-Auflauf" gesehen haben, vermutet sie, denn er ist abgezogen.
(Der Pilot mußte ein halbes Jahr später nach einem Gerichtsverfahren seinen Flugschein abgeben.) |