Christel Schumacher aus Unzenberg im Hunsrück ist Besitzerin des über

die deutschen Grenzen hinaus bekannten Appaloosa-Hengstes

"Horse of Geronimo"

Die mit dem Pferd tanzt

Indianer-Schecke belohnt seine Reiterin im Hunsrücker Gelände

Von Thomas Link

Das "Allerhöchste" im Leben von Christel Schumacher ist das Tanzen - harmonisch schweben, sanft und ohne Kraftanstrengung gleiten, den Partner fühlen. Ihr Tanzpartner steht allerdings mit vier statt zwei Beinen auf dem Hunsrücker Boden, heißt "Geronimo" und ist ein über deutsche Grenzen hinaus bekannter Hengst.

Christel Schumacher wohnt in einem gemütlichen Fachwerkhaus abseits der Unzenberger Hauptstraße. Zwischen alten Bauernmöbeln bietet sie gleichgesinnten "Tänzern" gern einen Platz an, schenkt Tee aus von ihr selbst gesammelten Kräutern ein, erzählt aus ihrem Leben für und mit den Pferden.

Wie viele Mädchen interessierte sie sich schon früh für die kräftigen Tiere. Im Alter von vier Jahren wußte sie schon, daß sie einmal selbst ein Pferd besitzen wollte und sparte fleißig. Mit dem Reiten selbst begann Christel Schumacher erst als 15jährige und auf Norwegern. Eine zweite Leidenschaft von "Klein-Christel" waren die nordamerikanischen Indianer, ihre Lebensart, Kultur und natürlich ihre Pferde.

Auf dem amerikanischen Kontinent gab´s vor dem Eintreffen der Europäer keine Pferde; vornehmlich die Spanier wollten auch in der neuen Welt nicht auf die Vierbeiner verzichten, brachten sie übers Meer mit. Einige Tiere fanden den Weg in die Freiheit, vermehrten sich kräftig.

Die Indianer erkannten den Nutzen der schnellen Fortbewegung auf Pferden. Im Nordwesten der Vereinigten Staaten lebte am Ufer des "Palouse Rivers" der Stamm der "Nez Percé", die aus den wilden Herden speziell die seltenen gescheckten Tiere herausfingen und nur diese züchteten.

So entstand eine kleine, wendige Rasse, deren Tiere nahezu alle farbige Flecken auf weißem Grund zeigen, deren Haut rosagrau gesprenkelt ist und deren Augen weiß umrandet sind. Im Jahr 1877 wurden die "Nez Percé" von der US Armee ausgerottet. Die Indianer-Pferde fanden fast das gleiche Schicksal; ein Offizier rettete einige Tiere, weil auch ihm die Flecken und Farben gefielen. Aus diesen nach dem Fluß "Appaloosa" benannten Pferden entstand eine neue Zucht, die immer mehr Liebhaber fand.

 

Christel Schumacher hatte natürlich von diesen besonderen Pferden gehört, die spärliche Literatur studiert. 1975 wurden die ersten Appaloosas nach Europa importiert; ihren ersten "Appi" (Sprich: "Äpi") - so nennen die Appaloosa-Besitzer die Rasse - sah sie 1978, als es in Deutschland gerade eine handvoll Tiere gab.

Sofort war auch Christel Schumacher von den Farben fasziniert. Beim Ansehen blieb´s nicht: Nur Tage später gelang es ihr, einen der ersten in Deutschland geborenen "Appis" zu kaufen, das "Horse of Geronimo".

Aus "Geronimo" wurde ein weithin bekannter Deckhengst, dem in Deutschland jahrelang die meisten Stuten zugeführt wurden. Denn das Tier stammt aus der ursprünglichen Zucht des US Offiziers ab, der keine anderen Rassen einkreuzte.

Zeitweise hatten die alleinstehende und im Simmerner Hunsrückarchiv arbeitende Christel Schumacher und ihr elfjähriger Sohn Bastian so viele Pferde zum Decken durch "Geronimo" im Stall, daß das "Hobby" ausuferte. So wurde reduziert; heute teilt der Hengst den Offenstall mit zwei weiteren Appaloosas. Maximal drei Stuten pro Jahr sieht der Hengst jetzt noch, entsprechend wertvoll sind seine Nachkommen. Ein Enkel dieses Appaloosas ist beispielsweise mein Geronimo, wobei die Namensgleichheit allerdings reiner Zufall ist.

Dem "Horse of Geronimo" geht´s jedenfalls wie seiner Herrin: Am Dressurreiten hat er wenig Interesse. Viel lieber ist er in der freien Natur unterwegs. Wenn er seine Nüstern in den Hunsrück-Wind strecken darf, belohnt er Christel Schumacher auf seine Art: Er spürt sensibel jeden Willen, führt wortlose Befehle aus und tanzt in Gedanken harmonisch mit seiner Reiterin.

Vom schlauem Wesen der Appaloosas

Die Appaloosas sind im Stockmaß von 145 bis 155 Zentimeter groß. In größere Exemplare ist meist das Cowboy-Pferd "Quarter Horse" eingekreuzt. Das Fell der gutmütigen "Appis" gibt es in sechs Grundfarben mit unzähligen Variationen; sogar einfarbige Tiere kommen vor.

Der Appaloosa ist äußerst sensibel - stellt sich meist nur auf einen Menschen ein (!) - und die wohl gelehrigste aller Pferderassen: Im Zirkus und in Shows wird er deshalb gern mit antrainierten Tricks und Spielen vorgeführt.

Es gibt viele gescheckte und gefleckte Pferde, die dann oft als Appaloosa bezeichnet und auch (teuer) verkauft werden. Aber selbst eine Pferde-Laie kann auf Anhieb ein Tier erkennen, das zumindest "Appi"-Vorfahren im Blut hat: Der Beweis in Kombination sind stets die gesprenkelte Haut an Nüstern und Genitalien, die weiß umrandete Augeniris, die häufig längsgestreiften, stahlharten Hufe sowie eine im Verhältnis zu anderen Pferderassen dünne Mähne und Schweif.

Der 21jährige Hengst "Geronimo" ist ein typischer Vertreter der Appaloosas. Er zeigt die bei dieser Rasse am häufigsten vorkommende Fellfärbung "decken-bunt", sprich weiße Hinterhand mit dunklen Flecken. Häufige Fellfarben sind auch "leopard-bunt" (Schimmel mit dunklen Tupfen) und "marmor-bunt" (weiße Hinterhand ohne Flecken).

Sehr selten gibt es auch einfarbige Exemplare, deren Fell nur beim bestimmten Lichteinfall Flecken zeigt. Rassetypisch sind bei "Geronimo" auch die dürre Mähne und der dünne Schweif. Foto: Privat

 

 

 

 

Homepage

Links rund um das Thema Appaloosa-Pferde: Appaloosa.de

Mit der Kreuzung von Appaloosa & Arabern beschäftigt sich: http://www.thunderhill.de

Link-Liste zu den heute noch lebenden "Nez Percé"-Indianern in den USA:    www.indianer.de/indies/Josef.htm  

               www.indianer-web.de/plateau/joseph.htm

www.nezperce.com/npeindex.html

www.netperce.com/npphoto1.html