Das Heimkommen ist (fast) genauso schön wie das Wegreiten - Unsere Kreisbereitung geht heute zu Ende

Schindeldorf? Da wiehern ja die Ponys...

Staunen über Bauernhaus neben Blockhütte neben Villa neben Golfplatz - Keine Garderobe für Meisterkoch Lafer

 

„Euch kenn’ ich net.“ Grimmig steht Alfred Dietsche vor uns zwei schlafenden Gestalten, die er auf dem Grundstück seines Kumpels Gerhard Wilbert vorfindet. Die Schöneberger Polizei funktioniert prächtig. Eindringlinge werden sofort gestellt. Nachdem sich die beiden „Ertappten“ ausgewiesen haben, zieht der „Beamte“ befriedet wieder ab.

 

Wir schälen uns aus den Schlafsäcken, füttern die Pferde und raffen unsere Habseligkeiten  zusammen. Das meiste haben wir nicht gebraucht: Das Verbandszeug blieb unangetastet, das Leder-Reparaturset wurde nicht benötigt, die Reflexbänder für unfreiwillige Nachtritte ebensowenig. Und die Regenmäntel haben keinen Tropfen abbekommen. Bevor wir Zeit haben, über das heiße Wetter zu jammern, rollt das grandiose Reiterfrühstück an: Gastgeber Wilbert samt Frau und Sohn lassen sich nicht lumpen und kredenzen Rührei mit Speck am Fischweiher.

 

„Früher haben sie gesagt, Rüstung geht immer. Ein paar Jahre später machten die Panzerwerke in Mainz dicht. Und ich war meinen Job los", erzählt Wilbert. Alfred Dietsche kommt dazu und Wilberts Onkel. Das Gespräch dreht sich um Politik und Ärger mit den Behörden, um Kinder und um Tiere. Samstag morgen auf dem Grundstück unterhalb von Schöneberg. Wir zwei Reiter können uns nicht los reißen.

 

Irgendwann um die Mittagszeit packen wir's dann doch. Die Pferde werden gesattelt und bepackt, und von der Freizeit-Idylle geht's direkt in den Fertighaus-Katalog: ins Schindeldorf. Selbst die Ponys wirken fassungslos. Da steht das bayerische Bauernhaus neben der skandinavischen Blockhütte, der modernistische Holzbau neben dem Fachwerk-Imitat, der Bungalow neben der Villa, dazwischen Rohbauten und Baugruben. Und auf den Freiflächen Golfplatz, Golfplatz und noch mal Golfplatz...

 

Die Ruhe hier oben ist offenbar auch nicht gerade ungetrübt: „Keine Musterhaus-Anlage - Privatgrundstück - Bitte nicht betreten", steht mit genervtem Unterton auf einem Schild. Eine nette Vorstellung: Man sitzt in seinem Wintergarten, und plötzlich drückt sich ein Rudel potentieller Hauskäufer die Nasen an der Scheibe platt. Wir irren noch eine Zeitlang im Schindeldorf umher, das inzwischen deutlich größer ist, als auf der Karte verzeichnet. Dann ergreifen wir die Flucht durch Eckenroth hinunter nach Schweppenhausen.  

Nachahmung erwünscht: Wenn Journalisten so "Gut zu Huf" sind, dürfte es den Politikern leicht fallen, eins draufzusetzen. Herr Landrat, wie wär´s mit einer offiziellen Kreisbereitung? Foto: Gerhard Kind

 

Die Hitze und unser abgemagerter Geldbeutel verbieten einen Abstecher auf des Meisterkoch Lafers Stromburg. „Uns fehlt die passende Garderobe", stellt Klaus naserümpfend fest. Nach sechs Tagen im Sattel riechen wir etwas streng... Schade eigentlich. Wäre sie interessant gewesen, zu testen, wie viele Hufeisen der berühmte Sternekoch verdient.

 

„Wir wollen auch!" In Windesheim lauschen wir gierig den Geräuschen aus dem Schwimmbad.  Und freuen uns auf eine Dusche. Schließlich klebt alles... So tot, wie sie wirken, sind Pferde dann doch nicht. Kurz hinter Windesheim betreten sie vertrautes Terrain - und wachen plötzlich auf: Nix wie nach Hause! Schön ist's, wegzureiten, aber ebenso schön ist's, heimzukommen. Nur sind unsere Nachbarn wenig beeindruckt von unserer Leistung. „Einmal rund um den Landkreis in sechs Tagen? Wir sind früher mit de Gäul an einem Tag zweimal nach Määnz-Weisenau und zurück. Mit 70 Zentnern Hafer hinnedran! Und einer mal nach Moskau geritte..."

 

Wir nicken friedfertig. Es muß ja nicht jeder solche Gewaltmärsche unternehmen.  Nächstes Jahr reiten wir vielleicht rund Rheinland-Pfalz. Aber bestimmt nicht in sechs Tagen.

 

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