Der 40jährige Christian Meyer züchtet und trainiert auf seinem Margaretenhof bei Raversbeuren die amerikanischen Quarter Horses

Das große Glück auf vier schnellen Beinen gefunden

Westernreiten in Reinkultur - Die Landwirtschaft lohnte sich nicht mehr

 

MARGARETENHOF. Mit seiner Liebe zu Pferden gehorchte er nicht dem Willen des Vaters,  doch der Junior setzte seinen Kopf durch und ist heute ganz oben: Christian Meyer vom Margaretenhof ist ein weithin bekannter Westernreiter, Quarter-Horse-Züchter und -Trainer. Ich besuchte Christian Meyer im August 1995.

 

Der 40jährige Besitzer der ehemaligen „Staatsdomäne Briedeler Heck" hat sein Leben nach einem USA-Besuch im Jahr 1989 den Quarter Horses, der schnellsten und zugleich zahlenmäßig größten Pferderasse der Welt, sowie den Paints, einer gescheckten Variante der Quarters, verschrieben. Schon immer interessierte sich Meyer für Pferde, wuchs er doch auf der „Domäne" auf, die sein Vater nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten kommend zunächst  gepachtet, im Jahr 1970 dann gekauft hatte, das riesige Areal aber auch in Margaretenhof umbenennen mußte.

 

 

 Betrieb übernommen

 

Gegen den Reitsport mit Dressur und besonders Springen hatte Vater Meyer allerdings etwas, sah seinen Sohn lieber mit dem Milchvieh oder auf den 120 Hektar - davon 80 Hektar eigenes Land - arbeiten. Nach seinem Studium, der Senior zählte 70 Jahre, legte Christian Meyer die landwirtschaftliche Meisterprüfung ab und übernahm den Hof. Der damals 25jährige führte den Betrieb im Sinne des mittlerweile verstorbenen Vaters weiter, bis der Preisverfall für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse einsetzte. Meyer überlegte lang, wie er seinen Hof umstellen könne, um nicht vom Markt abhängig zu sein.

 

Cutting" faszinierte

 

Der Zufall kam ihm schließlich bei seinen Überlegungen zu Hilfe. Ein auf dem nahegelegenen Militär-Flugplatz Hahn stationierter US-Soldat lud ihn in die Staaten ein. Meyer folgte dem Ruf ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, lernte in Texas die Quarter Horses kennen, reiten und lieben. Diese Vierbeiner - auf der Distanz einer viertel (quarter) Meile (400 Meter) ist kein Pferd schneller - zeichnen sich durch einen ausgesprochenen „cow sense" (Rinder-Gefühl) aus, waren und sind das Arbeitstier amerikanischer Cowboys. Kühe werden beim „Cutting" von den Quarter Horses selbständig und Schäferhunden ähnlich getrieben; der Reiter muß bei den schnellen Wendungen, Spurts und Stopps nur im Sattel bleiben. Das „Cutting" faszinierte Meyer, zumal er selbst Rinder auf dem Margaretenhof hielt.

 

 

Zurück in Deutschland schaffte Christian Meyer seine Warmblüter ab, stellte ab 1990 nach und nach auf die Quarters und Paints um, baute eine Reithalle, verschrieb sich völlig dem Westernreiten in Reinkultur, was er selbst erst lernen mußte. Mittlerweile stehen ständig um die 30 dieser Tiere – darunter Trainings- und Pensionspferde – auf dem Margaretenhof.

 

Ein typischer Arbeitstag im Leben Meyers beginnt um 7 Uhr mit dem Füttern der Pferde, gefolgt von der Arbeit im Büro. Um 9 Uhr werden die Ställe gemistet. Erst um 10 beginnt die  gewinnbringende Arbeit, das Training mit den zur Ausbildung anstehenden Pferden. Etwa zwölfmal wird eines der Tiere geputzt, gesattelt, schließlich aufs Westernreiten (siehe auch "Die Westernreitdisziplinen") eingestellt, auf das „Cutting" vorbereitet. Nur fortgeschrittene Pferde bekommen dann auch Rinder zu sehen. Meyers Arbeitstag endet mit dem nochmaligen Füttern, weiterer Büroarbeit und irgendwann etwas Zeit für die Familie.  Zwei Abende in der Woche ist er in Trier, Wittlich oder Gebroth, gibt dort Western-Reitunterricht.

 

Auf die Frage „Lohnt sich das?" meint Christian Meyer grinsend: „Man kann davon leben, denn ein gelernter Landwirt weiß auch, sich durchzuschlagen!"   Thomas Link

 

Die Erfolge des Reiters

MARGARETENHOF. THL. Obwohl erst seit sechs Jahren im „Geschäft", kann Christian Meyer etliche Erfolge vorweisen. Im vergangenen Jahr wurde er Deutscher Meister, gewann auch den Europa-Titel, den er demnächst in Aachen verteidigen will. Kürzlich gewann er auf dem Flugplatz Hahn den Europa-Cup der „Summer Stampede".

 

Regelmäßig ist Meyer in den USA; in jedem Februar nimmt er an den „International Championchips" im „Cutting" teil. Zweimal ritt er dort für Luxemburg, im vergangenen Jahr mit drei deutschen Kameraden für Gesamt-Europa. Die Mannschaft bestand deshalb nur aus Deutschen, weil die hochdotierte Reitsportart in anderen Ländern des alten Kontinents noch nicht oder kaum verbreitet ist.

 

Meyer bekommt die Pferde in den Staaten zur Verfügung gestellt, weil die Züchter beweisen wollen, wie gut ihre Tiere trainiert sind. Oftmals fühlt sich der Hunsrücker Reiter ob der „amerikanischen Mentalität wie ein deutscher Kasper“.

 

Spezialität Training

MARGARETENHOF.   THL. „Haste nicht 'n Pferd für mich?" wird Christian Meyer oft gefragt. Doch der schüttelt meist den Kopf. Quarters oder Paints sind bei ihm nur selten zu erwerben. Meyers Spezialität ist das Trainieren der Tiere fürs „Cutting" oder „Reining", der Western-Dressur.   Der Besitzer des Margaretenhofs verweist künftige Quarter-Besitzer an befreundete Züchter in Deutschland. Wer hier kein passendes Tier findet, wird von Meyer auf eine USA-Reise geschickt. Bei Freunden könnten Interessenten unter tausenden Pferden auswählen. Bis der Quarter in Deutschland ist, kostet er ab 12 000 Mark aufwärts.

 

Die Rasse

MARGARETENHOF. THL. Das Quarter Horse ist die amerikanischste und weltweit die zahlenmäßig häufigste aller Pferderassen. Quarters werden seit Anfang des 17. Jahrhunderts gezüchtet. Sie sind überwiegend Füchse, die Paints eine gescheckte Variante. Die Pferde sind etwa 155 Zentimeter hoch, von kompaktem, muskulösem Körperbau; speziell die Hinterhand ist stark entwickelt. Heute werden Quarters meist auf Rodeos gezeigt, in Deutschland finden Sie bei Freizeitreitern immer größere Verbreitung.

 

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