Ich bin ein "OTT"...

... die Begriffe "TT" und besonders "OTT" werden Nicht-Reitern kaum etwas sagen. Aber alle Turnierteilnehmer, ob in der Dressur, beim Springen oder beim Geländereiten brauchen ihren "TT". Und "OTT" ist die Steigerung davon. Ohne uns geht meist gar nichts!

Da erinnere ich mich beispielsweise an den Start meines Göttergatten bei einem Orientierungsritt zum Tag des Pferdes in Lauterecken. Morgens um 6 Uhr lag die bessere Hälfte noch in den Federn, als ich bereits Lissy, unser Freizeitpferd, fütterte, anschließend den Mann weckte und ebenfalls mit morgendlich-leiblichen Genüssen versorgte.

Während er noch die Zeitung las, war ich bereits wieder beim Pferd und putzte es. Wenig später kam mein Mann zur Kontrolle, spannte den Hänger vors Auto, den ich dann mit den notwendigen Reitutensilien belud und die Stute hineinführte. Während der Fahrt nach Lauterecken hatte ich eine kurze Verschnaufpause. Am Ziel angekommen, verschwand der Göttergatte zur Meldestelle.

Ich holte das Pferd aus dem Hänger, wischte nochmal drüber, begann mit dem Satteln und Trensen. Ich war schon eine Weile fertig, als der Reiter vom zweiten Frühstück kam, sich in den Sattel schwang und mit schnellem Gruß und Kuß auf die Strecke entschwand. Jetzt kam mein Morgenmahl an die Reihe: Kaffee in Hülle  und Fülle, belegte Brötchen von der Theke. Zeit hatte ich jetzt genügend, konnte in einem Pferdebuch lesen, in der Sonne mein Gesicht bräunen. Stunden vergingen, bis Lissy und sein Reiter wieder eintrafen: "Da bin ich!"

Sofort bekam ich die Zügel in die Hand: "Ich hab' Durst, muß' was essen!" Schwupp, und weg war der Gatte. Ich sattelte ab, schleppte Wasser für das durstige Tier heran, gab ihm Heu, rieb den trockenen Schweiß ab. Es dauerte eine lange Zeit, in der ich allein auf die Stute aufpaßte. Nur zwischendurch kam der liebe Reitersmann, brachte mir freundlicherweise sogar etwas Kühles zum Trinken.

Noch während die Siegerehrung vor dem Häuschen lief, begann ich unter den Bäumen mit dem Verladen von Lissy. Da kam die bessere Hälfte, trug einen kleinen Wappenteller als Lohn für die Teilnahme am Ritt in den Händen. Wir sprangen ins Auto, fuhren zum heimatlichen Stall.

Mein Reitersmann war dann groggy, brauchte eine Pause, entschwand auf eine sonnenbeschienene Bank. Ich durfte derweil das Pferd entladen, putzen und füttern, es zu seinen vierbeinigen Kameraden auf die Weide bringen, dann Sattel sowie Trense ausladen und säubern. Schließlich bereitete ich der besseren Hälfte ein stärkendes Abendmahl. Während er das verschlang, griff ich mir einen Hammer und einen Nagel; hatte er mich doch gebeten, den Wappenteller an der Wand zu befestigen.

So! Wer nun mit "TT" und "OTT" immer noch nichts anfangen kann, dem hier im Klartext: Der "TT" ist ein Turniertrottel, der "OTT" als Steigerung davon der Ober-Turniertrottel. Diese Seite des Reitsports macht auch Spaß; als Gegenmittel hilft freilich nur der Kauf eines eigenen Pferdes.             Martina Martin-Link

 

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