Reiterhöfe heben Pferde-Tourismus

in den Sattel

Lehr- und Versuchsanstalten baten Pferdefreunde aus dem Hunsrück an einen Tisch - Urlauber sollen gemeinsam umworben werden - Treffen in Morbach/Hunolstein und Monzingen/Nahe

Von Thomas Link

Drei Bauern unter einem Hut?" fragt das Sprichwort. Aber: Drei Reiterhöfe sind noch viel schlimmer!" Dennoch fanden sich in der Eifel 34 Höfe zusammen und starteten ein touristisches Erfolgsprojekt, das jetzt auf den gesamten Hunsrück und später auf das ganze Land Rheinland-Pfalzausgedehnt werden soll.

Daß das Projekt "Eifel zu Pferd" auch südlich der Mosel schnell ein Schlager werden könnte, bewies allein schon die Zuhörerschar im Reiterhof bei Morbach-Hunolstein: Der nicht kleine Saal war proppenvoll. Die Stühle reichten gerade, um den mehr als 80 Wanderreitern, Betreibern von Reitstationen und Gastronomen Platz zu bieten.

Das Wanderreiten boomt in Deutschland, ganz besonders in Rheinland-Pfalz", stellten denn auch die Organisatorinnen des Abends, Hildegard Rasche und Martina Engelmann von den Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalten (SLVA) Bad Kreuznach-Simmern bzw. Trier, fest.

Charlotte Clement (SLVA Bitburg/Prüm) und Rolf Roßbach vom Verein "Eifel zu Pferd" stellten ihr Projekt im Detail vor. Es richtet sich nicht an den klassischen Wanderreiter, sondern vielmehr an den Pferdefreund und Urlauber, der gemütlich von Station zu Station reit-wandern will, sich und sein Roß dabei bestens untergebracht und umsorgt wissen will. Die Eifelaner vernetzten dafür ihre Höfe zunächst über ausgesucht schöne Reitstrecken.

Um selbstgegebene Qualitätsstandards einzuhalten, drückten die Stationsbetreiber aus den Landkreisen Bitburg und Prüm die Schulbänke, legten unter anderem eine Berittführerprüfung ab.

Gleichzeitig wurde ein Marketing-Konzept erarbeitet. Eine gemeinsame Broschüre der Reiterhöfe entstand, Auftritte auf Touristik-und Pferdemessen wurden vorbereitet. "Wir sind ein Werbezusammenschluß, der Geld verdienen will!" stellte Rolf Roßbach zu diesen Vorarbeiten fest.

Im September 1997 begann das mittlerweile EU-geförderte Projekt offiziell. Es gab mehr Zulauf, als erwartet worden war. Aus 1000 Anfragen - die zumeist aus Nordrhein-Westfalen kamen - wurden noch mehr Urlauber. Einzelne Stationen beherbergten 1998 bis zu 200 "Eifel zu Pferd"-Gäste in Gruppen von bis zu acht Reitern, wobei die Schwerpunkte in den Monaten Mai und Juni sowie September lagen. Einige Gäste wurden mittlerweile schon zu Stamm-Wochenendurlaubern auf ihren Stamm-Reiterhöfen.

Auf die Frage der beiden SLVA-Damen, wer unter den Zuhörern Interesse an "Hunsrück zu Pferd" hätte, reckten sich nahezu alle Finger in die Höhe. Eine Kommission der SLVA wird im Sommer 1999 die Höfe der Interessenten, die von Boppard und Kastellaun bis hin nach Kell und Züsch kamen, besuchen. Der Qualifizierungslehrgang könne nächsten Herbst und Winter durchgeführt werden.

Wer diese erste Projektvorstellung verpaßte, der konnte sich auch am Dienstag, 9. Februar, in der Festhalle von Monzingen (Kreis Bad Kreuznach) informieren.

Hierher fanden etwa 30 Interessierte den Weg, die allerdings weniger aus dem Nahe-Raum als wieder aus der Hunsrück-Region kamen.

Infos rund um das Projekt "Hunsrück zu Pferd"

Fragen beantworten die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt in Trier (Tel.: 0651/9776-224 - Martina Engelmann) oder die SLVA Bad Kreuznach-Simmern (Tel.: 0671/820-288 - Hildegard Rasche).

Das Ergebnis einer Umfrage durch Charlotte Clement unter den Stationsbetreibern nach dem ersten Jahr von "Eifel zu Pferd" ist sehr interessant.

Wer noch mehr wissen will, der wendet sich an Rolf Roßbach vom Verein "Eifel zu Pferd", Auf dem Dackscheid 3, 55619 Großkampenberg, Telefon 06559/93051, oder an "Eifel zu Pferd" im Internet.

Kommentar: Roß und Reiter werden gemütlich

Thomas Link zum Wanderreiten in Rheinland-Pfalz

Vor Jahren noch bepackten wir unsere Rösser und ritten immer der Nase nach quer von der Nordpfalz über den Hunsrück hinweg bis nach Adenau in der Eifel. Alles, was wir für mehrtägige Touren brauchten, hatten wir am Mann und am Pferd. Eine Nacht im Heu, auf der Wiese. Herz, was wolltest du mehr.

Doch die Zeiten ändern sich. Heute ziehen wir dem kühlen Morgentau und der Katzenwäsche am Bach die warme Dusche und den wohlgedeckten Frühstückstisch vor. Fachsimpelten wir einst nur mit den Kameraden am knisternden Lagerfeuer, sitzen wir heute lieber beim Gastgeber am offenen Kamin, wissen ums gemütliche Bett, das auf uns wartet.

Die Zeiten ändern sich. Nicht nur bei "uns" Wanderreitern, auch bei den Reitern, die sonst nur zum Spazieren durchs Gelände touren. Eine preiswerte Unterkunft für Roß und Reiter, eine liebevolle Bewirtung, eine schöne Route zur nächsten Station, Gepäcktransport und andere Hilfen - der nächste Reiturlaub ist gerettet.

Und was in der schönen Eifel ein Erfolg wurde, das wird im herrlichen Hunsrücker Land noch viel eher einer werden - und schließlich im Land der Rüben und des Weins sowieso.

Für den Urlaub mit "Hunsrück zu Pferd"

sind noch Hürden zu überwinden

Mehr als 50 Interessenten wollen beim Projekt der Staatlichen Landeslehr- und Versuchanstalt mitmachen - Konkrete Schritte erfolgen schon ab Mai

Schon in nicht mehr allzuferner Zukunft kann das Erlebnis "Hunsrück zu Pferd" für Reiter aus ganz Deutschland und anderen Ländern möglich werden. Nach einem ersten Treffen in Morbach-Hunolstein trafen sich die künftigen Partner, die urlaubenden Pferden und Reitern Unterkunft bieten wollen, am Dienstag, 13. April 1999, in der Simmerner SLVA-Stelle.

Ihre Teilnahme am teils EU-geförderten Tourismus-Projekt bekundeten mittlerweile mehr als 50 Höfe und Pensionen der Region. Der Rhein-Hunsrück-Kreis hat dabei die Pferde-Nüstern vorn: 17 Betriebe wollen mitmachen, wie Projektleiterin Hildegard Rasche von der Staatlichen Landeslehr- und Versuchsanstalt Bad Kreuznach-Simmern berichten konnte. Auf den Plätzen nach dem Kern-Hunsrück folgen zwölf Interessenten aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich, elf aus dem Raum Bad Kreuznach, fünf aus der Birkenfelder Gegend und schließlich einer aus dem Cochemer Beritt.

Beim Treffen in Simmern wurden verschiedene Hürden vorgestellt, die die Pensionsbetreiber noch überwinden müssen. Zunächst ist in den kommenden beiden Unterbringung für Mensch und Tier überprüft, so daß diese bis zum richtigen Projektbeginn noch verbessert werden können.

Ab Ende Oktober muß jeweils ein Vertreter der Pension gut 50 Stunden lang die Schulbank drücken, um in einem Qualifizierungslehrgang Wissenswertes über den Betrieb einer Station zu erfahren. Wie Christa Stengel, Vorsitzende des Ausschusses Allgemeiner Reit- und Fahrsport im Landesverband der Reit- und Fahrvereine Rheinland-Pfalz, berichtete, stellt die Berittführerprüfung eine weitere Hürde dar, mit der nachgewiesen werden muß, daß Sach- und Fachkenntnis für den tierschutzgerechten Umgang mit Pferden und das Reiten im Gelände vorhanden sind.

Das kleinste Problem dürfte für die Teilnehmer die Gründung einer Interessengemeinschaft "Hunsrück zu Pferd" darstellen.

Zum Protokoll der Sitzung.

Homepage Update: 19.04.1999, 10.00 Uhr