Treibstoffmangel und ein dicker Kater drosseln das Reisetempo am zweiten Tag der Kreisbereitung 

Auf den Spuren der Rittersleut

Links Burg, rechts Burg, unten die Alsenz

 

Enten schnattern, Schafe blöken, Pferde wiehern - wir erwachen unter freiem Himmel in ländlicher Idylle am Teich hinter dem Bonnheimer Hof. Die zweite Etappe unseres Rundritts durch den Landkreis liegt vor uns. „Schaffen wir's bis Meisenheim?" „Aber klar. . ."

 

Den Ponys allerdings fehlt der Treibstoff. Hafer gab's leider nicht im ansonsten prächtigen Quartier. Und unser Frühstück besteht aus Apfelsaft und Minisalamis, für mehr war kein Platz in den Packtaschen. Hunger, Durst und Hitze machen nölig. Klaus beschwert sich über Kopfweh, weist aber den Vorwurf weit von sich, der am Vorabend reichlich genossene Wein sei schuld. „Das ist die Sonne, ganz bestimmt!"

 

„Ist das nicht zu heiß für die Pferde?" Die besorgte Frage stellt jeder, dem wir begegnen, und sie macht uns langsam aggressiv. Komisch, daß alle immer nur mit den Ponys Mitleid haben. Nach uns fragt keiner, obwohl wir in den Ortschaften stets nebenher gehen, statt zu reiten.

 

Da hilft nur die Flucht in den kühlen Wald. Hinter Frei-Laubersheim schlagen wir uns ins Gebüsch. Unter dem Schutz der Bäume ist's wenigstens ein bißchen kühler, also „nur noch" um die 30 Grad. Der Steigerhof weckt vage  Hoffnungen auf Speis und Trank. Fehlanzeige. Die Türen der Wirtschaft sind verschlossen, nur zwei Hunde bellen. Die Karawane zieht weiter.

 

Durstig und verschwitzt – so ähnlich haben sich wohl die Rittersleut gefühlt, die einst wie wir zwischen der  Altenbaumburg und der Burg Treuenfels ins Tal hinabstiegen. Nur trugen die auch noch zentnerschwere Rüstungen. Sie müssen ziemlich unangenehm gerochen haben, die hohen Herren. . .

 

Pech: In Altenbamberg ist dienstags Ruhetag, das gilt sowohl für den Gasthof als auch für das Lädchen. Wenigstens finden wir einen Getränkehändler, der uns mit Bier, Saft und Sprudel verpflegt und seine  Wäschewanne eigens zur Tränkschüssel für die Ponys umwidmet. In seinem schattigen Hof machen wir Pause und unterziehen die Ponys einer erfrischenden Waschung.

 

Steil  schlängelt  sich  die Asphaltstraße von Altenbamberg aus nach oben, und der Wiesenweg, den wir schließlich finden, endet im Unterholz des Waldes. Wild entschlossen schlagen wir uns durch (auf die nächste Tour nehmen wir eine Machete mit!) und stoßen schließlich auf einen schmalen, steilen Pfad, auf dem unsere Pferde ihre Trittsicherheit unter Beweis stellen. Klong! Picco kalkuliert einen Durchschlupf zwischen zwei Bäumen zu knapp und verbeult eine am Sattel hängende Trinkflasche.

Quartier finden wir abends, völlig geschafft und ausgehungert, auf dem Neudorfer Hof zwischen Hallgarten und Lettweiler. „Zwei Häuser weiter ist ein Riesen-Pferdezirkus!" Der Tip einer Anwohnerin entpuppt sich als netter Reiterhof.

 

Panoramablick über Hochstätten: Da mag man sich gar nicht mehr los reißen ... Foto: Klaus Schmelzeisen

 

Dusche für uns und die Ponys, Hafer satt, eine Weide und ein Wohnwagen: Das Quartier ist perfekt. Nur unsere Vierbeiner sind etwas verwirrt über die Gesellschaft, mit der sie die Koppel teilen: ein Eselhengst samt Gemahlin. Die beiden benehmen sich wie Pferde, hören sich aber an wie verrostete Gartentore - das ist zu viel für unsere kampf-erprobten Rösser. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, behandeln  sie die unheimlichen Fast-Pferde kurzerhand wie Luft.

 

Unsere Nacht wird lang. Im Reiterstübchen sitzen alle mit den „Gutsherrschaften“ Helga Zerger und Dieter Dotzky zusammen und erzählen: „Da waren wir auf diesem Distanzritt, nur so zum Spaß, da haben unsere 08/15-Pferde am besten abgeschnitten. Mann, waren die Cracks mit ihren Araberhengsten da sauer!“ „Ach ja, bald geht wieder die Jagdsaison los. Da gucken die Herrenreiter immer ganz böse, wenn man keine weiße Reithose trägt.“ Das hält doch kein Turnierreiter durch, 30 Kilometer am Tag im Sattel!“

 

Wir haben´s durchgehalten – aber wir fallen lange nach Mitternacht ins Bett wie Steine.

 

Etappe 3 führt vom Neudorfer Hof über Meisenheim nach Becherbach bei Kirn.

 

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