Was für ein Frühstück! Dritte Tagestour unserer Kreisreiter beginnt mit einem Besuch des Tierarztes 

Creme schützt rosa Ponynase

Ohne Sonnenbrand nach Meisenheim

 

Der Wecker funktioniert hundertprozentig: Morgens um sieben Uhr bohrt sich direkt neben unserem Wohnwagen eine Fräse in den Asphalt. Heute nämlich wird der Neudorfer Hof ans Wassernetz angeschlossen, und wir fallen aus dem Bett. 24 Kilometer haben wir vorgestern geschafft, gestern waren es 26 - mal sehen, wie wir am dritten Tag unserer „Kreisbereitung" in die Gänge kommen.

 

Es bestätigt sich der alte Grundsatz, daß man in den besten Quartieren am längsten hängenbleibt: Man frühstückt gemütlich - ein Luxus, den's nicht überall gibt -, verquatscht sich noch ewig mit den Gastgebern. . . Zufällig ist morgens der Tierarzt auf dem Neudorfer Hof, dem wir auch gleich unseren Schecken vorführen. Der scheuert sich seit gestern wie wild das Gesicht - jedes Jahr nach längerer Trockenzeit kriegt er diese Grasmilben-Allergie. Hrappur bekommt eine Kortison-Spritze, um den Juckreiz zu lindern, und wird von uns mit jeder Menge Mittelchen eingeschmiert: Ballistol-Öl gegen den Juckreiz, Sonnencreme gegen Sonnenbrand auf der rosa Pferdenase (so was gibt's!) und Knoblauch-Emulsion, um Fliegen abzuschrecken. Leider stinkt das arme Tier anschließend derart, daß es eigentlich jedes lebende Wesen abhält.

 

Nach einem üppigen Frühstück für die Pferde und uns geht's los. Die ersten Kilometer dürfen wir querfeldein über die stillgelegten Flächen unseres Gastgebers reiten; er besitzt hier mehr als 100 Hektar Land. Wir wissen leider nicht, wer das nette Schild am Waldrand befestigt hat: „In den Wald dürft ihr scheißen (so, daß keiner reintritt), aber keinen Müll reinschmeißen!"

 

Zwischen Callbach und Meisenheim genießen wir die zweifelhafte Aussicht auf die Mülldeponie, kommen an der Pferdepension Hof Wieseck vorbei, um dann zur Besichtigung des hübschen Fachwerkstädtchens überzugehen. Übers Kopfsteinpflaster klappern wir zum Allgemeinen Anzeiger, dem Schwesterblatt des Oeffentlichen. Wir lassen den Lokalredakteur vom Mittagstisch herbeordern. „Mann, daß ihr da seid! Ist ja'n Ding! Ich hab' gerade mal ein bißchen was für euch organisiert, der Landrat kommt auch gleich. . ." Der Landrat kommt natürlich nicht. Aber unsere ungläubigen Blicke waren sicher ein Genuß für den Kollegen.

 

Im Biergarten des Meisenheimer Brauhauses werden unsere Ponys fachkundig bewundert. „Das sind Isländer, nicht wahr? Ich bin auch mal durch Island geritten. Prima Pferde. Soll ich Euch absatteln helfen?" Die Tischnachbarn des Gastes mustern unsere Ponys zweifelnd, doch er bricht prompt eine Lanze für sie: „In den 70er Jahren, beim 2000-Meilen-Rennen durch die USA, da haben die Isländer als beste Rasse abgeschnitten!" Das hört sich doch schon besser an als die Bauern, die uns unterwegs immer wieder erzählen: „Ich hatte früher auch Gäul'. Aber richtige. 1,80 Meter groß! 15 Zentner!"

 

 

Kein schöner Stadt in dieser Zeit: In der mittelalterlichen Kulisse Meisenheims kommen Picco und Hrappur ins Schwärmen. Foto: Klaus Dietrich

 

Die automobile Gesellschaft zwingt uns auf der weiteren Strecke ständig auf und ab: Durch die Täler gibt's nur Autostraßen. Willst du Feldweg, mußt du klettern. Die Mühe wird belohnt: So 'ne Aussicht hat kein  Motorisierter! Für Becherbach bei Kirn haben wir von unserem letzten Gastgeber eine Quartier-Adresse im Säckel. Wir finden den Mann, der uns sofort demoralisiert: „Von Guldental kommt ihr? In drei Tagen? Ja, Guldental kenne ich, da bin ich mal an einem Tag hin und zurück geritten!" „Du hast dort übernachtet", fällt ihm seine Frau prompt in den Rücken. „Habe ich nicht ...“ Bevor es zum Krach kommt, lassen wir uns dankbar die Wiese zeigen, auf der die Pferde zusammen mit uns übernachten können.

 

Waschen können wir uns im Bach, aber das wäre nur unter den Augen des versammelten Ortes möglich. Vor einiger Zeit, erzählt unser Gastgeber, haben zwei Wanderreiterinnen dort trotzdem ein Bad genommen – sie sind immer noch Dorfgespräch. Wir verzichten darauf, ihre Nachfolge anzutreten und müffeln lieber weiter. Wir werden in der Nacht unter freiem Himmel schon auslüften ...

 

Etappe 4 führt uns hinauf zur Kirner Kyrburg. Quartier machen wir in Hochstetten.

 

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